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Systemische Therapie - Anwendung

Vor dem Hintergrund ihrer konstruktivistischen Wurzeln wird im Rahmen einer systemischen Therapie nicht vom Therapeuten vorgegeben, was das Ziel der Behandlung ist. Der Therapeut kann es niemals besser wissen als die KlientIn! Mit dem lösungsorientierten Ansatz im Handgepäck ist es zudem von vornherein wichtig abzuklären, woran die KlientIn erkennen können wird, dass ihr Ziel erreicht ist.

Auch wenn nach einem Erstgespräch gemeinsam besprochen worden ist, worin das therapeutische Ziel bestehen soll, so behält die KlientIn für den Therapieprozess insoweit die Zügel in der Hand, als sie Sitzung für Sitzung entscheiden kann, was momentan für sie die wichtigsten Themen sind. Diese Haltung wird auch deswegen eingenommen, um die Autonomie der KlientIn zu wahren (entgegen gewisser Abhängigkeitspotenziale in anderen therapeutischen Kontexten).

Da im systemischen Selbstverständnis davon ausgegangen wird, dass eine therapeutische Sitzung eine "Anregung" verkörpert, die dann im realen Leben umgesetzt werden will, ist es nicht unüblich, längere Abstände zwischen einzelnen Terminen zu vereinbaren. Ich persönlich arbeite maximal einmal pro Woche mit einer KlientIn, häufiger ist ein 14-tägiger Rhythmus, der außerhalb von gravierenden Krisenzeiten auch auf 4-wöchige Abstände und mehr ausgedehnt werden kann.

Die Anliegen vieler KlientInnen können in einem Rahmen von 5-15 Sitzungen zufriedenstellend bearbeitet werden. Gleichwohl ist es nicht unüblich, auch 30 oder mehr Sitzungen in Anspruch zu nehmen. Manche KlientInnen brauchen überhaupt nur eine Stunde, um einen Anstoß zur Veränderung zu bekommen, der dann ausreicht. In jedem Falle ist systemische Therapie keine Psychoanalyse, bei der oftmals mit mehreren hundert Stunden - teils mehrere pro Woche - kalkuliert werden muss.

Speziell für einen Paar- und Familienkontext ist die unter "Hintergründe" angesprochene Neutralität in der systemischen Therapie so zu verstehen, dass ich durchaus engagiert bin, mich in jeweilige Perspektiven, Weltbilder und daraus resultierende Bedürfnisse und Wünsche einzustimmen; gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, unterschiedliche Ansprüche verhandelbar zu machen. Die Neutralität ist nach meinem Verständnis dann gewahrt, wenn keine der anwesenden Personen nach einer Sitzung mit dem Gefühl den Raum verlässt, ihre Perspektiven seien unzureichend berücksichtigt worden.

Die Anwendung systemischer Therapie ist übrigens nicht auf einzelne Problematiken bzw. Störungsbilder spezialisiert. Zwar ist es naheliegend, Symptomatiken, die aus Kommunikationsschwierigkeiten in Beziehungen - Partnerschaft wie Familie - herrühren, in einem Mehrpersonenkontext zu behandeln; gleichwohl hat sich systemische Therapie auch im Einzelsetting bewährt - bei Depressionen, Ängsten, Zwängen, psychosomatischen Beschwerden uvm.